Vier Beobachtungen über die Ausrichtung von OER Initiativen in der EU

In einem Beitrag mit dem Titel Four observations on how OER initiatives are modelled werden erste Forschungsergebnisse zur Ausrichtung von 150 europäischen OER Initiativen aus dem Bereich Erwachsenenbildung vorgestellt. Dazu ermittelte man zunächst die verschiedenen Initiativen und bat dann um Bearbeitung eines Fragebogens. Die Untersuchung erfolgte im Auftrag der EU.

Erste vorläufige Ergebnisse sind recht aufschlussreich und lassen sich sicher zumindest teilweise auf OER Initiativen im Primar- und Sekundarstufenbereich übertragen, auch bei uns. Einige Ergebnisse treffen in anderen EU Ländern zu, nicht jedoch in Deutschland. Man sollte dabei aber berücksichtigen, dass es im deutschen Sprachraum nur in wenigen Fällen möglich ist, von strukturierten Vorhaben in Form von Initiativen zum Thema OER zu sprechen. 

  1. Die meisten europäischen OER Initiativen gehen (überwiegend) davon aus, dass ein Lehrender die OER als Inhalt für die Lehre nutzt
  2. Die meisten Europäischen OER Initiativen sind auf staatliche Finanzierung angewiesen
  3. OER werden oft als Inhalte angesehen, die von „Experten“ als Kuratoren betreut werden
  4. Signifikante Gruppierungen von Menschen werden nicht als bedeutsame Nutzer von OER berücksichtigt

Gerade Punkt 1 begegnet man sehr oft auch wenn es im deutschsprachigen Raum um OER geht. Lehrer werden als Hauptnutzer gesehen. Die Aktiven und Interessierten im Bereich OER kommen überwiegend aus der Lehre, sind also Lehrer oder Dozenten, und sehen somit das Thema auch zunächst aus der eigenen Perspektive. Wie in der Studie beobachtet, ist aber auch bei uns durchaus auch der Blick auf die Lernenden vorhanden und teils sogar auf Communities, etwa im Fall von Lernen auf der Basis von OER in MOOCs (die aber nicht im Bereich Schule).

Punkt 2 trifft in Deutschland eher nicht zu, bisher zumindest. Ausnahmen sind die Arbeiten im Bereich OER Erstellung von Universitäten und einigen Bildungsservern, die somit zumindest indirekt durch die Länder finanziert sind. Der erste Versuch, eine alternative Finanzierung zur nur schwach ausgeprägten staatlichen Förderung von OER zu schaffen, stellt der Schulbuch-o-Mat mit Crowd Finanzierung dar.

Auch Punkt 3 ist nur teilweise auf Deutschland zu übertragen. Ähnlich ist aber die Beobachtung, dass erste Bemühungen vielfach einen Schwerpunkt auf der Erstellung und dem Management von OER liegen hatten und noch immer haben. Vergleichbar wurde zunächst viel Energie in Themen wie Infrastruktur und Prozesse gesteckt. Und ebenfalls sehr ähnlich zu vielen Initiativen in Europa wurde der Schwerpunkt für die Zukunft vermehrt auf die Erstellung von OER gelegt, entweder durch finanzierte Projekte oder Communities, die diese erstellen. Hier könnte man Initiativen von Wikimedia, der Bundeszentrale für politische Bildung und ähnlich einordnen.

Punkt 4 trifft im Zusammenhang mit OER in der Schule nicht zu.

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Lehrer an einer kleinen Hauptschule im südlichen NRW, Bildungsquerdenker, Geek und vieles mehr. Motto: Du lebst, solange du lernst. Du lernst, solange du lebst.
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